Samstag, 18. Mai 2013

Auf den Spuren Hans des Kühnen (5.5.-19.5.)

Sonntag (5.5.) [32:13 min, 7,36 km]
Marathonwochenende in Hannover, also ran an die Strecke. Traumhaftes Wetter und gute Stimmung an der Strecke und am Ziel. Nachmittags eine flache Runde mit Leguanos durch die Felder am Reinshof. Das Knie hält.

Montag (6.5.) [54:36 min, 10,97 km, 300hm] 
Ab in den Wald. Der Bärlauch kurz vor der Blüte, alles durchzogen von einem feinem Knoblauchgeruch. Links und rechts vom Herberhäuser Stieg finden sich viele kleine, tolle Trails, die in den Wintermonaten vom Schnee bedeckt waren. An der Streuobstwiese Sengersfeld laufe durch einen Tunnel aus dichtstehenden Hecken - amazing nature.

Mittwoch (8.5.) [1:34:09 h, 17,65 km, 300hm] 
Ich hole Alex an der Bergwelt ab und wir laufen zum IfL, wo wir uns mit Lars treffen. Es ist kurz nach zehn und das Thermometer zeigt schon 22°C, also schnell in den Wald. Gemütlich steigen wir bis oberhalb von Herberhausen auf und laufen am Waldrand entlang Richtung Kehr. Wir besprechen gefühlt jeden einzelnen Kilometer des Hexenstiegs, planen Badwater und Western States 100 und verlaufen uns nebenbei, in guter Hexenstiegmanier, mindestens einmal. Vom Kehr über Klausberg zurück zum IfL, ein Schluck Wasser in der Bergwelt, starker Auftakt ins Himmelfahrtswochenende.

Donnerstag (9.5.) [48:33 min, 10,1 km]
Auf einem schmalen Pfad laufe ich eine kleine Steilküste nördlich von Dahme gen Fehmarn entlang. Zehn Meter über dem Strand mit Blick auf die Ostsee, salzgeschwängerte Seeluft um mich herum, Möwen und Meeresrauschen im Ohr, fühle ich mich frei wie ein Segler auf dem Wasser.

Samstag (11.5.) [2:10:43 h, 27,75 km]
Brücken und Tunnel faszinieren mich. Vielleicht liegt das daran, dass sie Orte erreichbar machen, die ansonsten nur unter großem Aufwand erreichbar wären. Wann immer ich hier bin, muss ich mindestens einmal über die Fehmarnsundbrücke, ob per Auto, Rad oder laufend, wobei Letzteres natürlich ein noch intensiveres Erleben ermöglicht. Vielleicht weil so viele Kindheits- und Jugenderinnerungen hier ihren Anfang oder ihr Ende habe, diese Brücke macht mich glücklich.
Gleichzeitig ist es aber auch eine gute Möglichkeit, einige, wenn auch nicht viele, Höhenmeter zu sammeln, die hier oben sich eher spärlich gesäht sind. Nach Strukkamphuk und von dort immer am Wasser entlang am Strand oder auf dem kleinen Deich nach Wulften. 
Die Leguanos machen einen tollen Job, butterweich und ohne Schmerzen vergeht Kilometer um Kilometer. Nach 17 km meldet sich die Fußsohle, die Belastung ist dann doch eine andere als in normalen Laufschuhen. That's life, that's running - ein bisschen Qual gehört dann doch dazu. 

Montag (13.5.) [1:27:11 h, 17,81 km]
Morgens mit Annika und Lars in die Berge. Der Wald spendet diesmal Schutz vor dichtem Regen. Ohne Verlaufen geht's irgendwie nicht mehr; neue Wege sind der Lohn. 

Dienstag (14.5.) [1:49:39 h, 22,5 km]
Morgens mit Annika und Lars in die Berge. Plesse via Deppoldshausen. Einmal pro Jahreszeit dort oben zu stehen, den Blick über Berge, Hügel und Felder schweifen zu lassen, bedeutet auch, vier ganz unterschiedliche Ausblick vom gleichen Ort zu haben. 

Donnerstag (16.5.) [1:10:22 h, 13,8 km]
Intervalle. Lars führt Rado und mich an den Beginn eines immer wieder von kurzen, flachen Stücken unterbrochenen 500m langen Anstiegs. 
Beim ersten Intervall habe ich das Gefühl als würden die Oberschenkel explodieren - auf der Bahn ist angenehmer. Wir wollen sechs und machen mit Blick auf morgen dann doch nur vier. Weise. 

Freitag (17.5.) [3:12:24 h, 32,07 km, 1010 hm]
Nach den tollen Eindrücken der vergangenen Woche im Harz und der schwierigen, fordernden, aber schönen Streckenführung beim Eulenburg-Trail, dessen 96km Variante Frank gewann, reifte in Lars und mir der Gedanken, diesen Trail als langen Lauf mal im Training zu absolvieren. Da gute Pläne schnell in die Tat umgesetzt werden sollten, entschieden wir uns, weniger als eine Woche nach Franks Triumph nach Osterode zu fahren. Schnell war mit Annika ein dritter Mitstreiter gefunden, was dazu führte, dass wir, um Annika nicht gleich wieder zu verschrecken, unseren Plan ein Bild vor der Hanskühnenburg à la Kilian Jornet auf dem Mont-Blanc zu machen, fallen ließen. 
Vom Injoy Osterode geht's schnell in den Wald, nach wenigen Minuten ist die dröhnende Spinningmusik und wir laufen über einen ersten Trail auf eine breite Forststraße, auf der wir schnell an Höhe gewinnen. Immer wieder gibt der Wald große Lichtungen frei, über die aus dem Tal der Nebel aufzieht. 
Die Forststraße macht einen Knick, wir laufen geradeaus, der Weg wird nun immer unwegsamer und mündet in einen mit Steinen gespickten Anstieg. Wir sind jetzt wieder im dichten Nadelwald, der Boden ist voller Nadeln und es riecht intensiv nach Harz. Über ein Regenmoor kommen wir zur Hanskühnenburg, machen ein Foto und uns dann auf den langen Weg bergab zur Sösetalsperre. 
Es wird langsam dunkel, die Feuchtigkeit in der Luft und der einsetzende Regen setzen den schmalen Pfaden zu. Wiederum auf einer breiten Forststraße erreichen wir die Sösetalsperre, von wo aus es gleich wieder knapp 1000m bergauf geht, die es in sich haben. 
Mittlerweile ist es dunkel, das Licht der Kopflampen wird vom Nebel reflektiert und die Sicht ist ohne fast besser als mit Licht. Wir schalten die Lampen aus. Ich lasse mich ca. 50m zurückfallen, höre nur noch entfernt Annikas und Lars' Schritte und einige Wortfetzen, schließe für einen Moment die Augen und genieße diesen Augenblick. Ein erhabenes Gefühl, diesen Moment genießen zu können, genießen zu dürfen. 
Kurz danach wird aus der Forststraße ein steiler, steiniger Pfad und weitere 200m weiter wird aus dem Weg ein Bachbett (oder aus dem Bachbett ist ein Weg geworden) und wir laufen, besser gesagt rutschen, nach Lerbach hinunter. Der Weg, der uns aus Lerbach hinaus und auf die andere Seite des Tals hinauf führt, könnte vom Marquis de Sade höchstpersönlich angelegt sein. Die Intervalle des Vortags machen sich bemerkbar, laufen kann ich nicht mehr, im Gegensatz zu Lars, der einem einen Pflug hinter sich herziehenden Kaltblüter gleich kraftvoll den Berg hochstiefelt. In der Ferne zucken Blitze, Donnergrollen ist zu hören und begleitet uns. Wir stimmen "Die Ärzte" und "Dire Straits"an und gleichzeitig setzt der erste Regen ein. Unsere musikalische Darbietung wechselt zu "It never rains in southern california", während die ersten Lichter Osterodes in Sicht kommen und wir auf den ersten Metern des Hexenstiegs zu unserem Ausgangspunkt zurücklaufen. Zielsprint. Handtuch. Warmes Auto. Herrlich. Dank an Annika und Lars!




Samstag (18.5.) [57:53 min, 10,8 km] 
Locker am Abend. Beine erstaunlich gut trotz einiger Höhenmeter am Marienberg. Letzter Anstieg inmitten von grünen Wiesen, dann sich lichtende Wolken, Sonne, Regenperlen auf Sträuchern und Gras - magic!

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