Nach dem Halbmarathon Anfang Oktober war ein wenig Entspannung und Regeneration angesagt. Also bin ich ein paar Tage lang nicht gelaufen und habe stattdessen die Beine hochgelegt oder im Schwimmbad die Vorzüge des Solebads ausgekostet. Dieses "Nichtstun" ist, wenn man zuvor fast jeden Tage unterwegs war, auch ziemlich anstrengend und irgendwie trieb es mich dann doch schneller nach draußen als ich es eigentlich geplant hatte.
Dafür ganz langsam, ganz kurz und auch nur jeden zweiten Tag. Bis heute ist das auch so geblieben, nur die Distanz der Strecken hat sich etwas nach oben verschoben. Dabei trägt auch das gute Wetter und die traumhafte Landschaft dazu bei, dass ich mehr im Wald als im Juristischen Seminar bin, wo ich mich eigentlich auf's Examen vorbereiten sollte. Drei Läufe bleiben mir von den letzten Woche wohl noch ein bisschen länger im Gedächtnis.
Am 21.10. ging es mit Harri bei sommerlichen 21°C(!!!) über den Bismarckturm und das Kerstlingeröder Feld zur Mackenröder Spitze. Die ca. 150hm aus der Stadt zum Turm über kleine Waldwege knallen zu Beginn ganz schön, wir sind dankbar über die nächsten leichten flacheren Kilometer. Hier oben ist es sehr voll, der Biergarten am Kehr ist gut besucht und auch auf dem Feld tummeln sich Menschenmassen, andere Läufer sind nicht zu sehen. Auf der Strecke der Brocken-Challenge dann in Richtung Waldrand und dem Mackenröder-Trail auf der Abbruchkante des Göttinger Waldes zum Aussichtsturm Harzblick folgend. Hier machen wir eine kurze Pause und steigen den Turm hinauf. Über das Eichsfeld fliegt der Blick zum Harz und in weiter Ferne ist das zarte Weiß der Sendeanlage auf dem Brocken zu erkennen. Leider hat weder Harri noch ich eine Kamera dabei, sodass ein Foto an dieser Stelle fehlt. Auf breiten Wege geht es weiter wieder zurück Richtung Kehr. Der Wald zeigt sich heute im Sonnenlicht nochmals von seiner schönsten Seite. Wir laufen durch ein Meer von Farben, das von frühsommerlichem Grün bis zu spätherbstlichem Rot reicht und erreichen nach etwas mehr als 23 km wieder die Göttinger Innenstadt.
Eine Woche später dann der Temperatursturz. Von Spätsommer ist nichts mehr zu spüren als ich mich bei -3°C zusammen mit Jan auf die ausgeschilderten Halbmarathonstrecke in der Eilenriede begebe. Ich bin zum ersten Mal hier und bin überwältigt von dem teilweise dichten Baumbestand inmitten einer Großstadt. Die Strecke zieht sich durch den ganzen Stadtwald und ist mit gut sichtbaren Hinweispfeilen versehen. Das letzte Mal sind Jan und ich irgendwann im Jahr 2004 zusammen gelaufen und heute ist es so, als würden wir jeden Tag Meter um Meter zurücklegen. Die 24 km vergehen wie im Flug, wir könnten heute drei Runden laufen und hätten uns trotzdem noch jede Menge zu erzählen, doch bei Jan wartet ein großes Frühstück. So können wir auch noch sehen, wie sich Patrick Makau auf den letzten Kilometern des Frankfurt Marathons quält und einen grandiosen Zieleinlauf hinlegt.
Tags darauf stand ein Vollmondlauf an, der leider aufgrund des stark bewölkten Himmels zu einem normalen Stirnlampenlauf, also ohne Vollmond, wurde. Zu fünft ging es vom Reinshof durch das Gartetal nach Diemarden und über viele kleine Wege zum Wendebachstausee. Zwischendurch hat man auf vielen Erhebungen einen wunderbaren Blick auf die umliegende Landschaft. Es ist schon sehr faszinierend, wie viel Helligkeit eine nahegelegene Stadt abwirft, während die umliegenden Ort nur als kleine Lichtpunkte zwischen den vielen Wäldern zu erkennen sind. Vom Wendebachstausee ist es dann auch nur noch ein Katzensprung zurück zum Reinshof. 45 km an zwei Tage schlauchen dann doch sehr und spätestens heute war es auch kein Urlaub mehr für die Beine.
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